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Prof. Dr. Knut Borchardt (02. Juni 1929 bis 05. Februar 2023)

Wir trauern um Knut Borchardt, der am 5. Februar 2023 im Alter von 93 Jahren verstorben ist. Mit ihm geht einer der bedeutendsten deutschen Wirtschaftshistoriker des 20. Jahrhunderts von uns, der bis ins hohe Alter hinein das Fach prägte und ihm wichtige Impulse gab. Borchardt studierte in Berlin Geschichte, Germanistik und BWL, wurde 1956 an der LMU München promoviert und nach seiner Habilitation 1956 als Professor für Wirtschaftsgeschichte und VWL and die Wirtschaftshochschule Mannheim berufen, wo er bis zu seinem Wechsel an die LMU München auch Rektor war.
Er gab zusammen mit dem italienischen Wirtschaftshistoriker Carlo Cipolla die mehrbändige Europäische Wirtschaftsgeschichte heraus, darüber hinaus war er vor allem für die eponyme und bis heute intensiv diskutierte Borchardt-Kontroverse bekannt, die er durch einen 1979 verfassten Aufsatz über die Zwangslagen und Handlungsspielräume der deutschen Wirtschaft und die Deflationspolitik Brünings auslöst.
Der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte besonders verbunden war er durch seine Tätigkeit im Wissenschaftlichen Beirat, dem er von der Gründung der GUG 1976 bis zum Jahre 1994 angehörte. Weiterhin gehörte er der ersten Jury für den Preis für Unternehmensgeschichte, in welcher er von 1998 bis 2002 Vorsitzender war, an.
Die Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte verliert mit Knut Borchardt einen ihrer engagiertesten und wirkmächtigsten Fachvertreter. Die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.


Richard Hugh Tilly (17. Oktober 1932 – 17. Februar 2023)

Außerdem trauern wir um den bedeutenden deutsch-amerikanischen Wirtschafts- und Sozialhistoriker Richard Hugh Tilly, der am 17. Februar 2023 im Alter von 90 Jahren verstorben ist.
Tilly erwarb 1955 den Bachelor of Arts mit Hauptfach Geschichte an der University of Wisconsin-Madison, nach einem zweijährigen Stipendiumsaufenthalt in Köln erhielt er 1964 den PhD in Economics, lehrte als Assistant Professor an der University of Michigan in Ann Arbor und nahm anschließend den Ruf an die neugeschaffene Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Münster an.
Tillys Forschungsschwerpunkt lag auf der Erforschung wirtschaftlich-sozialer Strukturen. So trug seine Dissertation den Titel „Financial Institutions and industrialization in the Rhineland 1815-1870“, im hohen Alter von 88 Jahren verfasste er gemeinsam mit Michael Kopsidis sein letztes Buch „From old regime to industrial state: A history of German industrialization from the Eighteenth century to World War I”.
Aufgrund seiner bank- und finanzhistorischen Forschung war Richard Tilly viele Jahre der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte und insbesondere ihrem Arbeitskreis Banken- und Versicherungsgeschichte als aktives Mitglied verbunden.
Die deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte verliert mit Richard Tilly einen engagierten, anregenden und produktiven Forscher, der allen, die ihn auf Teilen seines Lebensweges begleiten durften, in guter und langer Erinnerung bleiben wird.

Die GUG

Die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) ist eine international anerkannte wissenschaftliche Einrichtung zur Förderung der unternehmenshistorischen Forschung.

Veranstaltungen

12-13
OKT
2023

46. Wissenschaftliches Symposium

Thema: «Die Konstruktion des Unternehmers. Selbst- und Fremdwahrnehmungen seit dem 19. Jahrhundert...

Wissenschaft & Bildung

Um das Verständnis von Wirtschaft und Unternehmen zu vertiefen, bietet die GUG verschiedene Tools und Foren für Schüler:innen, Studierende und Forschende an.