Der Arbeitskreis Familienunternehmen war am 3. November 2023 bei Deutschlands ältestem Familienunternehmen, der The Coatinc Company Holding GmbH, in Kreuztal bei Siegen zu Gast. Thema der Sitzung war "Familienunternehmen im Nationalsozialismus".

Nach einer Begrüßung und Einführung durch die Vorstandsvorsitzende des GUG e.V. JULIA SABINE FALKE und den Vorsitzenden des Arbeitskreises JÖRG LESCZENSKI berichtete Gastgeber PAUL NIEDERSTEIN über die bisherigen Erkenntnisse zur Geschichte seines Familienunternehmens während der NS-Zeit.

In den folgenden Vorträgen wurden verschiedene Fallbeispiele aus unterschiedlichsten Branchen präsentiert. So stellte MICHAEL C. SCHNEIDER Zwischenergebnisse seiner Forschungen zur Isabellenhütte vor, STEPHAN H. LINDNER diskutierte Quellen von Gottfried Dierig, der mit seinem Bruder eines der bedeutendsten, aber heute weitgehend unbekannten Textilunternehmen der Weimarer Republik und der NS-Zeit «Christian Dierig» leitete, während MARGRIT SCHULTE-BEERBÜHL sich der Schokoladenbranche im Rheinland insgesamt zuwandte.

Um sich dem Thema zu nähern, wurden zudem verschiedene wissenschaftliche Ansätze genutzt. Während SANDRA LIPNER z.B. einen kulturwissenschaftlichen Zugang für die Analyse des Nachlasses ihres eigenen Großvaters, des Freiburger Bauunternehmers Heinrich Brenzinger, wählte, verband CHARLOTTE SORIA kultur- und sozialhistorische Ansätze, um die Bildung einer nationalsozialistischen Betriebsgemeinschaft in einem sächsischen Textilunternehmen zu untersuchen. Anhand der Geschichte der weit verzweigten Unternehmerfamilie hinter C&A, der Familie Brenninkmeyer, konnte MARK SPOERER besonders prägnant herausarbeiten, welche Besonderheiten die NS-Geschichte von Familienunternehmen auszeichnet: Obwohl sich für Familienunternehmen kein spezifisches Muster während der NS-Zeit identifizieren lässt, sind es die «Nachgeschichte» nach 1945 und der Umgang der Unternehmerfamilie mit der NS-Geschichte, die Familienunternehmen von anderen Unternehmen unterscheidet.